Thomas Sankara: Einer der ersten Staatschefs der Welt, der sich für die Emanzipation der Frau stark macht! Afrikanische Führungspersönlichkeiten der Dekolonisation – Das Thomas Sankara Netzwerk fordert von Frankreich, dass es seine Unterlagen zur Ermordung des Politikers herausgibt, auch um zu klären, welche Rolle Frankreich bei der Ermordung des Politikers inne hatte. Der Ermittlungsrichter Burkina Fasos hat die französische Regierung dazu offiziell aufgefordert, um den Mord klären zu können!

Flyer: http://www.panafrikanismusforum.net/files/Sankara-7-1.pdf

Buch

AfricAvenir (Hrsg.): Thomas Sankara. Die Ideen sterben nicht!

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Preis: 15.90 EUR

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Thomas Sankara lebt! Der revolutionäre Präsident von Burkina Faso wurde 1987 nach nur vier Jahren im Amt durch ein internationales Komplott ermordet. Seine visionären Ideen von einem selbstbewussten, unabhängigen Afrika sind jedoch bis heute hochaktuell, seine Bedeutung für Burkina Faso und Afrika, aber auch für den Globalen Süden und weltweit, ist unschätzbar. Mit legendärem Charisma und einem unbändigen Willen zur Veränderung mobilisierte er im Sinne seiner progressiven Ideen zur Bildung eines afrikanischen Bürgersinns, zur Gleichstellung und Gleichberechtigung der Frauen, zu Menschenrechts-, Wirtschafts- und Umweltfragen und zur internationalen Solidarität.

AfricAvenir präsentiert diese Publikation als Hommage an den Revolutionär, Panafrikanisten und Internationalisten Thomas Sankara, dessen politische Philosophie und Weltanschauung durch diesen hochwertig produzierten Band zum ersten Mal auf Deutsch zur Verfügung steht. Insgesamt sind hier 17 der wichtigsten Reden sowie das letzte bekannte Interview, das die deutsche Journalistin Inga Nagel für Jeune Afrique wenige Tage vor seiner Ermordung führte, abgedruckt. Der Band setzt im März 1983 ein mit der Rede „Wer sind die Feinde des Volkes“ und geht dann chronologisch weiter bis zu seiner letzten Rede, die er am Abend seiner Ermordung halten sollte.

Eingerahmt werden diese Reden durch ein Vorwort und eine Schlussbetrachtung von Bruno Jaffré, französischer Journalist und Biograf Thomas Sankaras, der sich seit 1987 dafür einsetzt, dass Sankara und dessen Familie Gerechtigkeit wiederfährt. Als Spezialist hat Bruno Jaffré gemeinsam mit dem Redaktionsteam von AfricAvenir die wichtigsten Reden identifiziert und zu jeder dieser Reden eine Einführung verfasst.

Großformatige und in Duplex gehaltene historische Fotos von Thomas Sankara gehen jeder Rede voraus, jeweils mit einem markanten Zitat versehen.

Gebrochen wird das hier präsentierte historische Material durch farbige Bilder der Revolte in Burkina Faso von Oktober 2014, mit der das burkinische Volk den damals amtierenden Präsidenten und mutmaßlichen Mörder von Thomas Sankara, Blaise Compaoré, nach 27 Jahren aus dem Amt jagte. Die Aufnahmen der Fotografin Sophie Garcia illustrieren, wie Sankaras Ideen heute noch weiterleben!

Stimmen zum Buch
„Die Reden Sankaras sind klasse, bemerkenswert zeitlos wie frustrierend aktuell. Das Layout des Bandes gefällt mir, Schriftbild, Farbgebung und die Fotos vermitteln einen weiteren Eindruck des Inhalts. Sehr spannend!“ Isabella Wiedersich, Leserin

„Die Übersetzung überliefert treffend die Gedanken, die Lebhaftigkeit, den Witz und die Entschlossenheit der Reden Sankaras in ihrer ursprünglichen Fassung. (…) Im Mittelpunkt des schön gestalteten Bandes stehen die Reden Sankaras und das daran veranschaulichte Schicksal des Landes. Sie verschaffen dem Leser ein anderes Bild von „Entwicklungsländern“. Es wird klar, dass diese Länder sich von innen heraus entwickeln können. „Entwicklungshilfe macht uns abhängig“, so ein berühmter Spruch von Sankara, der heute aktueller ist denn je.“ Wendpanga Eric Segueda, Rezension im Südlink 178

„Geht es nach den HerausgeberInnen des Bandes »Thomas Sankara – Die Ideen sterben nicht! Reden eines aufrechten und visionären Staatsmannes«, ist es längst überfällig, die Person und die politischen Konzepte Sankaras auch in Deutschland wieder bekannt zu machen und auf ihren Gebrauchswert für die Gegenwart zu befragen. Mit ihrer Zusammenstellung erstmals ins Deutsche übersetzter Reden aus seiner Zeit als Präsident leisten sie dazu einen wertvollen Beitrag. Thomas Sankara ist für linke AktivistInnen in Westafrika auch heute ein wichtiger Bezugspunkt; nicht zuletzt in den Protesten, die 2014 zum Rücktritt Compaorés führten, zeigte sich das. Die HerausgeberInnen tragen dem bei der Gestaltung des großformatigen Bandes Rechnung: Die Zusammenstellung der Originaltexte wird nicht nur durch kontextualisierende Einleitungen und historisches Bildmaterial ergänzt – es sind auch kleinere farbige Aufnahmen der jüngeren Demonstrationen und Aktionen eingebunden.“ Stefan Schoppengerd, Rezension im ExpressDanksagungEin herzliches Dankeschön an die Übersetzer*innen Dorothea Kulla, András Dörner, Katrin Merabet, Jutta Himmelreich, Caroline Elias, Annika Missal, Ciaran Wrons-Passmann, Usha Ziegelmayer und Jana Kandarr sowie an die drei Lektor*innen Friederike Claussen, Jörg Rüdiger und Louisa Prause. Einen besonderen Dank außerdem an Jenny Baese, Ismaël Sanou und Nayeli Zimmermann, die für die grafische Konzeption und Umsetzung verantwortlich zeichnen!

Ein weiterer Dank gilt auch der Rosa-Luxemburg-Stiftung für die finanzielle Unterstützung sowie den vielen Startnext-Spender*innen, die den Druck mitfinanziert haben!

Lesung buchen
In einem seit Jahren erprobten Format stellen wir auf Anfrage gern auch diese neue Publikation vor. Moderiert durch Nicolai Röschert oder Eric Van Grasdorff, liest Sara Hiruth Zewde (Schauspielerin) ausgewählte Reden aus dem Band. Im Anschluss findet eine Diskussion über Thomas Sankara statt. Anfrage an: info(at)africavenir.org

AFRIKA

Burkina Faso: Neue Erkenntnisse zum Tod von Thomas Sankara

Fast 30 Jahre nach dem Tod von Ex-Präsident Sankara liefert eine Autopsie erste Ergebnisse zu den Todesumständen. Der vermeintliche Drahtzieher, Blaise Compaoré, muss sich indes noch nicht vor Gericht verantworten.

Burkina Faso Erinnerung an Präsident Thomas Sankara

„Dass die Ermittlungen die Wahrheit nun langsam ans Licht bringen, macht mich sehr froh!“ Verhaltene Zuversicht klingt mit in der Stimme von Mariam Sankara beim Interview mit der DW. Seit fast 30 Jahren wartet die Witwe des ehemaligen Präsidenten Thomas Sankara darauf, zu erfahren, wie und warum ihr Mann sterben musste. Möglich wurde die Exhumierung des Leichnams, von dem vermutet wird, es handele sich um die sterblichen Überreste Sankaras, erst nach dem Sturz von dessen Nachfolger Blaise Compaoré, der als Drahtzieher der Ermordung gilt. Compaoré war Ende Oktober 2014 nach 27 Jahren an der Macht unter dem Druck eines Volksaufstandes

zurückgetreten. Erst unter der anschließend eingesetzten Übergangsregierung konnten Ende Mai 2015 Sankaras sterbliche Überreste exhumiert und analysiert werden.

Burkina Faso Mariam Sankara. Foto: AHMED OUOBA/AFP/Getty ImagesMariam Sankara lebt mittlerweile in Frankreich

Zwar stünde noch nicht eindeutig fest, dass es sich bei dem exhumierten Leichnam wirklich um den von Thomas Sankara handle, doch „sprechen viele Elemente dafür“, verkündete Bénéwendé Sankara, Anwalt der Familie des Ex-Präsidenten, als er am gestrigen Dienstag (13.10) das Gerichtsgebäude verließ. Rund vier Stunden hatte das Treffen mit den Militärrichtern gedauert, bei dem der Autopsie- und der ballistische Bericht vorgestellt wurden: „Es wurde festgestellt, dass die am 15. Oktober 1987 verübten Morde einen kriminellen Hintergrund hatten“, so der Anwalt weiter. „Die ballistischen Untersuchungen haben ergeben, dass die Projektile, die man in den Leichen gefunden hat, aus Schusswaffen stammen.“

Sankara hatte sogar Schusswunden unter den Achseln

Nach Angaben von Ambroise Farama, ein weiterer Anwalt der Familie, wies Sankaras Leichnam über den ganzen Körper verteilt mehr als ein Dutzend Schusswunden auf, „sogar unter den Achseln“. Der Körper sei von Schüssen durchsiebt worden, so Farama. Bei der ballistischen Untersuchung wurden mehrere Waffentypen identifiziert, unter anderem Kalaschnikows, automatische Pistolen und sogar Granaten. „In jedem Fall handelt es sich um Waffen, die von der Armee verwendet werden“, fügte Anwalt Sankara hinzu.

Burkina Faso Ouagadougou General Gilbert Diendere. Foto: picture alliance/PhotoshotWelche Rolle spielte Gilbert Deinderé?

Insgesamt acht Beschuldigte müssen sich jetzt vor Gericht verantworten, allen voran Nabonswendé Ouédraogo, der Militärarzt, der 1987 für Sankara einen „natürlichen Tod“ bescheinigte. Nach Angaben von Anwalt Ambroise Farama befinden sich unter den Beschuldigten, Mitglieder der inzwischen aufgelösten Präsidentengarde RSP, die für den

Militärputsch vom 17. Septemberunter Führung von General Gilbert Diendéré verantwortlich war. Allerdings müssen weder Blaise Compaoré noch seine damalige rechte Hand, besagter General Gilbert Diendéré, vor Gericht aussagen. „Diendéré sollte eigentlich am Tag seines Putschs vor Gericht aussagen“, erklärte Farama. „Er befindet sich derzeit in Haft und könnte jetzt jederzeit erneut angehört und gegebenenfalls auch angeklagt werden.“

Der „Che Guevara Afrikas“

Mariam Sankara wartet ungeduldig darauf, dass Dienderé vor Gericht gehört wird. „Er war damals Kommandant der Sicherheit. Dieses Gerichtsverfahren kann nicht ohne ihn stattfinden.“ Und nicht nur ihr ist sehr daran gelegen, die Wahrheit über Sankaras Tod zu erfahren, für viele Burkinabé ist der „Che Guevara Afrikas“ nach wie vor ein Idol. 1983 kam der als hochintelligent und rhetorisch brillant geltende Sankara durch einen Putsch an die Macht. Seine Vision: Er wollte einen demokratischen Staat schaffen, frei von Korruption, unabhängig vom Westen und vereint mit den afrikanischen Nachbarländern. Seine persönliche Bescheidenheit – er ließ die Luxuskarossen der Vorgänger-Regierung verkaufen und verpflichtete die Minister, so wie er selbst, einen Renault 5 zu fahren -, und seine Integrität standen in krassem Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Regierenden und machten ihn bereits zu Lebzeiten zu einer Legende. Allerdings schaffte er sich auch viele politische Feinde. Sein langjähriger Freund Blaise Compaoré putschte ihn am 15. Oktober 1987 aus dem Amt. Sankara wurde getötet und vermutlich, zusammen mit zwölf seiner Anhänger, hastig begraben.

Burkina Faso Erinnerung an Präsident Thomas SankaraJedes Jahr strömen tausende Burkinabé auf die Straße, um Thomas Sankara zu gedenken

„Diese Ermittlungen sind Sache aller Bukinabés geworden“, sagte Mariam Sankara. „Die Menschen wollen, dass die Einschüchterung, die in diesem Land herrscht, endlich aufhört.“ Die Witwe des Ex-Präsidenten hofft darauf, dass mit den nächsten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 29. November Frieden und Demokratie in Burkina Faso einkehren werden.

Mitarbeit: Eric Topona

http://www.dw.com/de/burkina-faso-neue-erkenntnisse-zum-tod-von-thomas-sankara/a-18781182

Hilke Fischer

veröffentlicht 31. August 2015 auf http://www.dw.com

In sechs Wochen wird in Burkina Faso gewählt. In diesen Tagen ist der Name eines Mannes in aller Munde, der bereits seit 28 Jahren tot ist: Der legendäre Ex-Präsident Thomas Sankara. Ein Portrait.

Sechzehn Kandidaten stehen auf der vorläufigen Liste der Präsidentschaftskandidaten, die am Samstag in Burkina Faso veröffentlicht wurde. Einer von ihnen ist Bénéwendé Sankara, der für die Sankaristen-Partei „Vereinigung für die Wiedergeburt“ ins Rennen geht. Die Partei beruft sich auf Thomas Sankara, den ehemaligen Präsidenten des Landes. Auch 28 Jahre nach seinem Tod ist Sankara eine Legende.

Die Umstände Sankaras Ermordung sind bis heute nicht geklärt. Ende Mai dieses Jahres wurden seine sterblichen Überreste exhumiert, in der Hoffnung, dass die späte Untersuchung Aufschluss geben kann. Denn jahrzehntelang lag der Fall auf Eis. Blaise Compaoré, bis Oktober 2014 Präsident von Burkina Faso, schien kein Interesse daran zu haben, den Tod seines Vorgängers aufzuklären. Für Yamba Malick Sawadogo, Weggefährte Sankaras, ist das ein klares Indiz dafür, dass Compaoré eine Mitschuld trägt. Er nennt ihn im DW-Interview sogar „Mörder“.

Compaoré putschte seinen langjährigen Freund Sankara am 15. Oktober 1987 aus dem Amt. Bei einem Schusswechsel zwischen Putschisten und Leibgarde wurde Sankara tödlich getroffen und anschließend, zusammen mit zwölf seiner Anhänger, hastig begraben. „Seit 27 Jahren kämpfen wir für ein Gerichtsverfahren“, so Sawadogo im DW-Interview. „Wir wollen wissen, wer ihn getötet hat und warum man ihn getötet hat. Das ist doch das Minimum.“

Charismatisch und bescheiden

Auch Thomas Sankara kam 1983 durch einen Putsch an die Macht. Er galt als hochintelligent, war rhetorisch brillant und charismatisch. Seine persönliche Integrität und Bescheidenheit standen in krassem Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Potentaten und machten ihn bereits zu Lebzeiten zu einer Legende. Die Luxuslimousinen der Vorgänger-Regierung ließ Sankara verkaufen und verpflichtete die Minister stattdessen, so wie er selbst, einen Renault 5 zum Dienstwagen zu nehmen – das billigste Auto in Burkina Faso. Anfang 1987 legte Sankara seine Vermögensverhältnisse offen. Sie entsprachen dem Lebensstandard seines Landes, das nach wie vor zu den ärmsten Entwicklungsländern zählt.

„Das, was Thomas Sankara ausgezeichnet hat, war seine Authentizität“, erzählt Weggefährte Sawadogo, der von Anfang an Teil von Sankaras „afrikanischer Revolution“ war. „Trotz seiner Bildung, seines militärischen und politischen Ranges blieb er sich selbst immer treu.“

Das Land der Aufrichtigen

Bis 1984 hieß das westafrikanische Land Obervolta, dann gab ihm der bekennende Panafrikanist Sankara einen neuen Namen: Burkina Faso – das Land der Aufrichtigen. Sankara war Visionär, er wollte einen Staat schaffen, der frei war von Korruption, unabhängig vom Westen, vereint mit den afrikanischen Nachbarländern. Dabei ließ er sich von der kubanischen Revolution und von seinem ghanaischen Amtskollegen Jerry Rawlings inspirieren – mit ihm plante er sogar den Zusammenschluss beider Länder. Obwohl Sankara gute Kontakte nach Havanna pflegte und von vielen auch der „Che Guevara Afrikas“ genannt wurde, schreckte er vor offener Kritik an sozialistischen Staaten nicht zurück.

Im August 1984 ließ Sankara Grund und Boden verstaatlichen. Er investierte in die Gesundheitsversorgung, ließ Schulen bauen, schrieb sich den Kampf gegen den Hunger auf die Fahnen, startete ein Programm zur Wiederaufforstung um der Wüstenbildung entgegenzuwirken, und setzte sich für die Rechte der Frauen ein. Er verbot die weibliche Beschneidung, verurteilte Polygamie und propagierte Verhütung. In seiner Regierungsmannschaft waren sich so viele Frauen wie nie zuvor in einem afrikanischen Staat. Seine Leibwache: eine nur aus Frauen bestehende Einheit auf Motorrädern.

Revolutionäre kann man töten – nicht aber ihre Ideen

Mit seinen zum Teil eigenwilligen politischen Aktionen und seiner Neigung zu radikalen Entscheidungen machte sich Sankara auch Feinde. Als 1984 rund 2000 Lehrer für höhere Gehälter streikten, ließ er sie kurzerhand feuern. Im Januar 1985 protestierten die Gewerkschaften gegen den Verlust der demokratischen Freiheiten und die sinkende Kaufkraft. Sankara suspendierte daraufhin elf Gewerkschaftsführer von ihren Ämtern, ein führender Arbeitnehmervertreter wurde wegen kritischer Äußerungen inhaftiert.

Am 15. Oktober 1987 kam der Putsch, in dessen Verlauf Sankara ermordet wurde. „Als ich meinen Mann das letzte Mal gesehen habe, war er am Leben. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich ihn nie wiedersehen würde“, sagt Mariam Sankara, die Witwe des Getöteten, im DW-Gespräch. 1988 verließ sie Burkina Faso. „Ich hatte kein gutes Leben in dem Land. Ich wurde verfolgt, genau wie meine Kinder und andere Personen aus meinem Umfeld.“

Blaise Compaoré regierte Burkina Faso 27 Jahre lang. Als er sich mit Hilfe einer Verfassungsänderung fünf weitere Jahre an der Macht sichern wollte, gingen die Menschen im „Land der Aufrichtigen“ auf die Straße und zwangen ihn zum Rücktritt. Viele, auch jüngere Demonstranten, sahen sich durch die Visionen von Thomas Sankara inspiriert. „Revolutionäre kann man töten – nicht aber ihre Ideen“, hatte Sankara eine Woche vor seinem Tod gesagt. An diesen Satz erinnern sich heute wieder viele in Burkina – sechs Wochen vor der Wahl, die zum ersten Mal seit fast 40 Jahren einen neuen Präsidenten auf demokratischem Wege hervorbringen soll.

Hilke Fischer Mitarbeit: Richard Tiéné, Fréjus Quenum

von http://www.dw.com

http://thomassankara.net/?lang=de

AFFÄRE SANKARA, Frankreich muss umgehend das Verteidigungsgeheimnis aufheben!

Presseerklärung

Der mit der Aufklärung der Ermordung Thomas Sankaras beauftragte burkinische Untersuchungsrichter François Yaméogo hat kürzlich ein Rechtshilfeersuchen gestellt, mit dem er die Aufhebung des Verteidigungsgeheimnisses in Frankreich fordert.

Nach zwei Jahren der Untersuchung hat Richter François Yaméogo etwa einhundert Personen angehört und gegen rund fünfzehn von ihnen Anklage erhoben. An seiner Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit gibt es keinen Zweifel. Dieses Ersuchen darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden, wie dies mit dem Antrag auf eine parlamentarische Untersuchung, der von burkinischen Abgeordneten gefordert und von Abgeordneten der (französischen, A.d.Ü.) Grünen und Linken im Oktober 2012 an die Nationalversammlung gestellt wurde, geschehen ist.

Der Präsident der Nationalversammlung Claude Bartolone antwortete damals, dass „eine solche Kommission keinerlei Gewicht hätte, um Untersuchungen in einem anderen Land anzustellen“ und dass „der nun in Burkina angestoßene Prozess“ ihm „das geeignetste juristische Instrument für die Ermittlung der für diesen Fall Verantwortlichen“ scheine.

Dieses „geeignetste juristische Instrument“ liegt nun vor. Dieses Mal sind es nicht „fantasierende“ Aktivisten, wie es der ehemalige französische Botschafter in Burkina Gilles Thibault ausdrückte, sondern ein Untersuchungsrichter mit einem offiziellen juristischen Prozess, der Frankreich befragt und fordert, dass es bezüglich seiner Verstrickung in die Ermordung Thomas Sankaras Verantwortung übernehme.

Wir rufen alle französischen und internationalen Menschenrechtsorganisationen, politischen Parteien und zivilgesellschaftlichen Vereine und Strukturen, die für Gerechtigkeit kämpfen, dazu auf, Druck auf die französische Regierung auszuüben, dass diese auf die Fragen des burkinischen Richters antworte.

Wir rufen die Abgeordneten der Nationalversammlung dazu auf, an den neuen Präsidenten ebendieser Nationalversammlung zu appellieren, seine Position zu überdenken und dem Antrag auf eine parlamentarische Untersuchung der Ermordung Thomas Sankaras stattzugeben, wie es schon von mehr als 5.500 Personen gefordert wurde *.

Das internationale Netzwerk „Gerechtigkeit für Sankara, Gerechtigkeit für Afrika!“

Verfasst am 14. November 2016 in Paris, Ouagadougou, Brüssel, Mailand, Bamako, Madrid, Niamey, Berlin, Toronto, Marseille, Ajaccio, Montpellier, Liège

Afrikas Che Guevara von Isabel Pfaff

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von Isabel Pfaff

Süddeutsche Zeitung Nr. 210, Samstag/Sonntag, 12./13. September 2015

Der Platz sieht nach Wut aus. Verkohlte Autogerippe, ein Teppich aus Schutt und Scherben, die rußige Ruine eines Flachbaus. Und mitten in diesen Trümmern wird getanzt. Scheinwerfer tauchen die beiden Männer auf der Bühne in rotes Licht, ihre Mikros, ihre Fäuste in der Luft. Vor ihnen wogt die Menge, die Gesichter glänzen.

Es ist kein normales Konzert, das die Musiker hier geben. Die Bühne steht im Regierungsviertel von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, und die Ruine war einmal das Parlament. Die Musiker, das Publikum: Sie feiern ihre Revolution. Vor wenigen Monaten, im Herbst 2014, haben sie mit ihrem Protest einen Diktator gestürzt, der das Land

27 Jahre lang regiert hatte. In ihrer Wut steckten die Demonstranten die Assemblée Nationale in Brand. Seither befindet sich Burkina Faso im Aufbruch: Es ist die Hoffnung auf einen Neuanfang, der die jungen Leute heute vor der Ruine ihres Parlaments tanzen lässt. Auf der Bühne hämmern die beiden Musiker immer wieder den einen Namen in ihre Mikros: „Capitaine – Noël – Isidore – Thomas – Sankara“. Der Mann, von dem sie rappen, ist bald 30 Jahre tot. Und doch hat er diese Revolution inspiriert. Er lächelt von etlichen T-Shirts und Plakaten, ständig ruft jemand auf der Bühne oder im Publikum seine Devise: „La patrie ou la mort, nous vaincrons“ – Vaterland oder Tod, wir werden siegen.

Thomas Sankara, ein junger Offizier, war vier Jahre lang Präsident Burkina Fasos, von 1983 bis zu seiner Ermordung 1987. Er gab dem Land am südlichen Sahararand seinen heutigen Namen, weckte neuen Stolz in den Bewohnern. Er wollte Afrika befreien, es unabhängig machen vom ständigen Einfluss der ehemaligen Kolonialmächte. In Burkina Faso gelang es ihm, für kurze Zeit. Und so wurde aus ihm eine Art zweiter Che Guevara, eine Ikone der afrikanischen Befreiungsbewegung.

Sankara kam bei einem Putsch ums Leben. Die Macht übernahm ausgerechnet sein Stellvertreter und Freund Blaise Compaoré – von 1987 bis im Oktober 2014. Als Compaoré versuchte, mit einem Verfassungstrick noch länger an der Macht zu bleiben, hatte das Volk genug. Demonstranten fluteten die Straßen, auf ihren Plakaten Sankaras Konterfei. Compaoré gab schließlich auf und setzte sich ins Ausland ab – gestürzt von den Ideen eines Toten.

Die beiden Rapper auf der Bühne gehören zu jenen, denen Sankaras Visionen nie aus dem Kopf gegangen sind. Der eine ist Didier Awadi, ein erklärter Sankarist aus Senegal, der beim demokratischen Machtwechsel 2012 in Dakar mithalf. Der andere ist Smockey, Hip-Hop-Musiker aus Burkina Faso und Mitbegründer des „Balai Citoyen“, jener Aktivistengruppe, die den Protest gegen Compaoré anführte.

Zusammen singen sie ihre Hommage an Sankara. „Ein Revolutionär, getötet von einem falschen Bruder“, rappt Smockey. „Einer, der es wagte, die Zukunft zu erfinden“, rappt Awadi.

Seit dem Volksaufstand in Burkina Faso macht der Begriff des „Afrikanischen Frühlings“ die Runde. Smockey und seine Mitstreiter vom Balai Citoyen tauschen sich inzwischen mit Aktivisten in anderen Ländern aus. Im Kongo und in Burundi wagten junge Menschen ähnliche Proteste, wenn auch bisher ohne Erfolg. Fast 30 Jahre nach seinem Tod inspiriert Sankara Afrikas Jugend noch immer. Was hat er mit diesem Kontinent gemacht, dass junge Leute heute dort weitermachen wollen, wo er aufhören musste?

Für mich ist Sankara einer der größten Unabhängigkeitskämpfer Afrikas“, sagt Smockey nach dem Konzert. Der 43-jährige Musiker und Aktivist redet schnell, er hat nicht viel Zeit, seit dem Umsturz ist er ein gefragter Mann. Er war elf Jahre alt, als Sankara an die Macht kam. Damals hieß das Land noch so, wie Frankreich die Gegend einst genannt hatte: Obervolta. Sankara erfand den Namen Burkina Faso, eine Wortschöpfung aus den beiden größten Sprachen des Landes, Dyula und Mooré, die „Land der Aufrechten“ bedeutet. Seither nennen sich die Bewohner Burkinabe – die Aufrechten, die Integren. Und straffen bis heute die Schultern, wenn sie über ihr Land sprechen.

Smockey, der mit bürgerlichem Namen Serge Bambara heißt, schwärmt von dem jungen, ungeduldigen Mann, der da plötzlich die Geschicke des Landes lenkte. „Er war 33, einer der jüngsten afrikanischen Präsidenten“, sagt der Rapper. Die ganze Gesellschaft habe Sankara revolutioniert: Politik, Wirtschaft, Bildung, Kunst. „Er war Musiker wie ich, spielte Gitarre. Nie wieder kamen so viele ausländische Künstler nach Burkina Faso wie zu seiner Zeit.“ Thomas Sankara war ein Gegenentwurf zu den alten Männern, die die meisten anderen Staaten des Kontinents damals regierten. Er trat nur in Uniform oder in Sportklamotten auf, fuhr mit dem Rennrad ins Büro und spielte einmal pro Woche mit seinem Kabinett öffentlich Fußball. Dieser ungestüme Typ begeisterte die Jugend.

Es gibt Filmaufnahmen von seinen Reden, sie zeigen einen schlanken, gut aussehenden Mann mit wachen Augen und Segelohren. Sankara hatte Charisma, und er nutzte es für einen radikalen politischen Kurs. Mit strahlendem Lächeln konnte er Forderungen vortragen, die den Westen auch heute noch aufschrecken würden. Die Schulden afrikanischer Staaten im Westen etwa betrachtete Sankara als nicht legitim, er rief dazu auf, sie zu ignorieren, verwies auf die koloniale Ausbeutung durch Europa. Er wurde als Störenfried wahrgenommen, als „einer, der einem den Schlaf raubt“, wie Frankreichs Präsident Mitterrand einmal öffentlich zu ihm sagte.

Der junge Präsident wollte sein Land aus eigener Kraft voranbringen. Er motivierte die Bevölkerung dazu, 105 Kilometer Eisenbahnschienen in Handarbeit zu verlegen, ließ Millionen Bäume gegen das Voranschreiten der Wüste pflanzen, baute Dämme und Bewässerungskanäle. Die landwirtschaftliche Produktion in Burkina Faso wuchs zwischen 1983 und 1986 um 75 Prozent; immer mehr Burkinabe konnten von dem leben, was im Land produziert wurde. „Thomas Sankara hat gezeigt, dass Burkina Faso autark sein kann“, sagt Smockey.

Das oberste Ziel Sankaras war die Stärkung der Landbevölkerung, der großen Mehrheit der Burkinabe. In seiner Regierungszeit entstanden Dorfkliniken und Gemeindezentren, mobile Gesundheitsteams impften 1984 in zwei Wochen mehr als zwei Millionen Kinder, 1986 lernten 35 000 Dorfbewohner in drei Monaten lesen und schreiben.

Die Verehrung Sankaras beruht jedoch nicht zuletzt auf einer Eigenschaft, die selten ist unter den Eliten des Kontinents: Er war integer. Er besaß nicht viel, schickte seine beiden Söhne auf öffentliche Schulen, seine Frau arbeitete auch als First Lady weiter in der burkinischen Transportbehörde. „Man kann vieles über Sankara sagen“, sagt Smockey, „dass er verrückt war, oder dass er zu viel in zu kurzer Zeit wollte“. Doch niemand könne ihm vorwerfen, er habe sich bereichert.

Sankaras Elternhaus im Stadtteil Paspanga, unweit vom Regierungsviertel, steht heute in etwa so da wie vor 30 Jahren. Eine Lehmmauer umschließt das einstöckige Gebäude, über ein blaues Stahltor gelangt man in den Innenhof. Unter dem Mangobaum sitzt ein Mann, der Sankara zum Verwechseln ähnlich sieht. Die gleichen Segelohren, der gleiche große Mund, nur deutlich älter. Es ist Valentin, Sankaras Bruder. Nach dem Tod der Eltern ist der stille Mann mit seiner Familie in das Haus gezogen.

Das Reden übernimmt seine zweitjüngste Schwester. Blandine Sankara sitzt neben Valentin auf einem Plastikstuhl, er nickt immer wieder, während sie spricht. „Insgesamt waren wir elf Kinder, Thomas war der Zweitgeborene.“ Dann erzählt Blandine von Thomas’ Kindheit, als Burkina Faso noch Kolonie war. Die Kinder wuchsen in einem Camp auf, wo der Vater den französischen Kolonialherren als Gendarm diente. „Das Politische hat Thomas nicht von den Eltern. Es war die Ungerechtigkeit, die er täglich sah, das Verhalten der Kolonisatoren“, sagt Blandine. In der Familie kursiert die Geschichte, dass Sankara als Elfjähriger die französische Flagge des Camps herunterholte und stattdessen die von Obervolta hisste. Vollends politisiert wurde er als junger Soldat. Er nahm an einer militärischen Ausbildung auf Madagaskar teil, einige der Dozenten waren Marxisten. 1973 kehrte er nach Obervolta zurück, wurde Chef eines Truppenausbildungszentrums. Parallel sammelte er Gleichgesinnte um sich, gründete geheime marxistische Zirkel. In dieser Zeit lernt er Blaise Compaoré kennen: ein junger Soldat wie er, der seine politische Auffassungen teilt. Sie werden enge Freunde.

Anfang der Achtziger putscht das Militär zweimal, jedes Mal versuchen die neuen Herrscher, den populären Sankara in die Regierung zu holen. Er wird Minister, dann sogar Premier. Doch beide Male überwirft er sich mit dem Staatschef, weil er den Kurs der Regierung missbilligt, beim zweiten Mal wird er sogar verhaftet. Schüler und Studenten strömen auf die Straßen, um für seine Freilassung zu demonstrieren; gleichzeitig bereitet Blaise Compaoré mit militärischen und zivilen Gleichgesinnten einen Putsch vor. Er gelingt, ohne Blutvergießen. Am 4. August 1983 wird Sankara befreit und neuer Präsident Burkina Fasos. Sein Rückhalt in der Bevölkerung ist groß, in Ouagadougou feiern Tausende seine Machtübernahme. Sie gilt fortan als Revolution.

Obwohl ihr Sohn nun Staatschef ist, verändert sich in Paspanga nicht viel. So oft er kann, besucht Sankara seine Eltern und die Geschwister zum Abendessen, man redet über die Revolution, was die Leute darüber denken. Sein Kurs ist nicht unumstritten. Er will sein Land auf komplett neue Füße stellen, und oft tut er das mit Zwang. Zwar gibt es Möglichkeiten der Partizipation, überall im Land entstehen gewählte Revolutionskomitees. Doch der Nationale Revolutionsrat (CNR), das mächtigste Gremium im Staat, unterliegt keiner demokratischen Kontrolle. Im CNR sitzen neben Sankara und Compaoré all jene Militärs und Politiker, die die Revolution 1983 mit anführten. Kritik an dem Gremium ist erlaubt, allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Einige Gewerkschaften lässt der CNR zeitweise verbieten, streikende Lehrer werden entlassen, mehrmals landen Kritiker im Gefängnis. Im Jahr seines Todes räumt Sankara öffentlich Fehler ein. Doch er kommt nicht mehr dazu, den Kurs zu korrigieren.

Mit seiner Politik der Umverteilung tritt Sankara nämlich auch vielen im Regierungsapparat auf die Füße. Er beschneidet massiv die Privilegien der urbanen Oberschicht; von Ministern, Beamten, Geschäftsleuten. Regierungsmitglieder – auch er selbst – fahren kleine Renaults 5 statt pompöser Dienstwagen, Beamte und Soldaten müssen neben ihren üblichen Aufgaben auch Gemeinschaftsarbeiten verrichten. Zudem isoliert Sankaras außenpolitischer Kurs Burkina Faso. Er nimmt die Blockfreiheit ernst, verbittet sich jede Einmischung, egal ob von Ost, West oder von Afrikas Möchtegern-Schutzmacht Libyen. Die Unzufriedenen im In- und Ausland sammeln sich ausgerechnet hinter Blaise Compaoré. Er ist immer öfter anderer Meinung als Sankara, es kommt zum Bruch zwischen den einst engen Freunden. Als Compaorés Name fällt, wird Blandine Sankaras Stimme bitter. „Blaise ging hier ein und aus“, sagt sie, die Eltern hätten ihn als Sohn betrachtet. „Thomas und Blaise waren für uns wie Brüder. Wir haben nicht erwartet, dass der eine ermordet wird und der andere dann Präsident wird.“

An einem Oktobertag im Jahr 1987 stürmt ein Trupp Soldaten die Sitzungsrunde, die Sankara gerade eröffnet hat, sie erschießen den Präsidenten und zwölf seiner Mitstreiter. Die Täter stammen nachweislich aus Compaorés Lager. Der behauptet später, nichts von den Mordplänen seiner Männer gewusst zu haben. Bis heute kann niemand mit Sicherheit sagen, wer bei dem Attentat die Strippen zog. Viele Burkinabe beschuldigen neben Compaoré auch Frankreich, dessen Großmachtpolitik in Westafrika Sankara immer kritisiert hatte. Fest steht, dass Compaoré sofort Sankaras Platz einnahm, ihn als Revolutionsverräter bezeichnete und jegliche Untersuchung der 13 Morde verhinderte.

Zu Sankaras Familie nach Paspanga kam Compaoré nie wieder. Stattdessen machte er das meiste rückgängig, was sein einstiger Freund initiiert hatte. Er wandte sich wieder Frankreich zu, liberalisierte die Wirtschaft und etablierte eine Art Fassadendemokratie. Die ökonomischen und sozialen Errungenschaften von Sankaras Präsidentschaft gingen verloren: Das Land gehört heute wieder zu den ärmsten der Welt, ist abhängig von Entwicklungshilfe und Importen, die Elite soll sich hemmungslos bereichert haben. Mehrmals erschütterten Massenproteste Compaorés Herrschaft. Doch erst im vergangenen Herbst holte ihn seine Vergangenheit ein.

Thomas hat die Gedanken der Burkinabé nie wirklich verlassen“, sagt Smockey, der Musiker. Doch die Erben dieses afrikanischen Che sind nicht naiv. „Sankara hat Fehler gemacht“, sagt Smockey. Der Umgang mit Kritikern, die Macht des Militärs: Das wolle man nicht wiederholen. „Durch Thomas Sankara haben wir die Grenzen vieler Ideen kennengelernt. Davon ausgehend können wir sein Gesellschaftsprojekt jetzt fortsetzen.“ In wenigen Wochen, am 11. Oktober, soll neu gewählt werden, bis dahin lenkt eine Übergangsregierung das Land. Die Aktivisten um Smockey wollen den neuen Herrschern auf die Finger schauen und Sankaras Ideen wieder auf die Agenda bringen – in Burkina Faso und darüber hinaus. Sankaras Traum von echter Unabhängigkeit ist zu einem wichtigen Referenzpunkt für junge Afrikaner geworden.

Mit Compaorés Sturz hat auch die Suche nach der Wahrheit begonnen. Die burkinische Justiz untersucht jetzt die Todesumstände des legendären Präsidenten, im März haben die Abgeordneten des Übergangsparlaments beschlossen, Sankaras Grab zu öffnen. Viele bezweifeln, dass ihn seine Mörder wirklich auf dem unscheinbaren Friedhof von Dagnoën, im Osten Ouagadougous, verscharrt haben.

Im Mai wurden Sankaras mutmaßliche Überreste ausgegraben, auch die umliegenden Gräber seiner zwölf Gefährten wurden geöffnet. Ein DNA-Test soll die Identität der Toten feststellen, noch dauert die Untersuchung an. Am Eingang des Friedhofs, gestoppt von Polizisten, haben sich am Tag der Exhumierung ein paar Hundert Menschen versammelt. Mit den Fäusten in der Luft rufen einige von ihnen: „La patrie ou la mort, nous vaincrons.“

von Isabel Pfaff

http://thomassankara.net/afrikas-che-guevara-von-isabel-pfaff/?lang=de

 

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